In Kapstadt, Teil 2

Kurzfassung, Freitag (28.8.15) bis Sonntag (6.9.15)
Ich lebe noch! Mir geht´s gut! Genauere Ausarbeitung folgt.
Am Freitag den 28.8.15 habe ich mir in der Schule ein Fahrrad ausgeliehen. Gab nur Mountainbikes. Fahrrad ausprobiert und dran gewöhnt. Abends Essen im Extrablatt mit Housemother Susan, Luigi und einer anderen Housemother und deren drei Gäste (aus Spanien und Italien).
Samstag (29.8.15): Bootsfahrt nach Robben Island. Gefängnisinsel, Zelle von Nelson Mandela besichtigt. Danach mit dem Fahrrad bis Seapoint.
Sonntag: National Galery, Holocaust Center.
Dienstag: Museum of South Africa (Slave Lodge), danach mit dem Fahrrad bis Cliffton.
Mittwoch: Gürtel in Kloof Street abgeholt. Spätnachmittags mit Housemother Susan, Manuela und Luigi zum Strand auf der anderen Seite der Table Bay Nähe Bloubergstrand, Essen im Blue Peter.
Donnerstag: City-Rundgang mit Lehrerin Sharon durch den District Six, Nähe Castle, Charly´s Bakery. Danach mit dem Fahrrad bis Camps Bay.
Freitag war ich auf dem Tafelberg.
Jetzt Samstagmorgen (5.9.15  9.00 Uhr) sitze ich hier auf´n Sprung. Ich werde gleich abgeholt. Dies Wochenende nehme ich an einer zweitägigen Tour (mit der Schule) nach Hermanus und zum Cape Agulhas teil. Am Cape Agulhas treffen sich Atlantischer und Indischer Ozean.
12.00 Uhr. Bin unterwegs. Tablet eingeschaltet um unbedingt mitteilen zu können: Habe wieder einen Superplatz im Minibus. Vorne. Ich wurde als vorletztes abgeholt und der Platz war noch zu haben! Die Lehrerin Lee ist Fahrerin und Tourguide. Sagenhafte Fahrt entlang der Küste! Auf der anderen Seite vom Meer ist das Kap zu sehen. Nächste Woche hole ich das ausführliche Schreiben nach. Der Bericht zu diesem Ausflug erscheint im Beitrag „Ausflüge“.

 

Adderley Street, Groote Kerk, Slave Lodge
Adderley Street, Groote Kerk, Slave Lodge
Seitenstraße von Upper Kloof Street
Seitenstraße von Upper Kloof Street
Blick auf Table Mountain von Bloubergstrand
Blick auf Table Mountain von Bloubergstrand

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Seapoint
Seapoint
Bantry Bay, zwischen Clifton und Camps Bay
Bantry Bay, zwischen Clifton und Camps Bay
Camps Bay
Camps Bay

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Camps Bay, 3.9.15

Camps Bay
Camps Bay
Küstenstraße zwischen Clifton und Camps Bay
Küstenstraße zwischen Clifton und Camps Bay
Bantry Bay
Bantry Bay

 

Langfassung vom Samstag den 29.8.15
Inzwischen ist heute Montag der 7.9.15. In Kloof Street habe ich ein nettes Cafe/Bistro mit WiFi gefunden. Hier sitze ich jetzt mit meinem Notebook und schreibe über die letzte Woche.
Das Ticket für Robben Island habe ich mir Freitagnachmittag im Nelson-Mandela-Center in der Waterfront für Samstag den 29.8.15 für die Abfahrt um 11.00 Uhr besorgt. Kostet 300 Rand. Die Wettervorhersage für Samstag ist leider nicht so besonders gut. Es könnte regnen. Das hält mich nicht von meinem Vorhaben ab. Tatsächlich ist das Wetter besser als die Vorhersage.  Auf dem Schiff wähle ich einen Platz oben auf dem Deck. Die Überfahrt ist allerdings sehr schaukelig! Meine Aufstehversuche, um Fotos vom Meer aus, mit dem Fokus auf Kapstadt zu schießen, sind ebenfalls schaukelig. Ein Fortbewegen ohne umzufallen, ist nur durch Festhalten möglich. Dann versuche ich mühselig an das andere Schiffsende zu kommen, wo die Aussicht auf Robben Island gegeben ist. Neben dem Schaukeln, ist dem Wind standzuhalten, die zweite Herausforderung. Geschafft, Fotos geschossen. Danach bin ich froh, wieder auf meinem Platz zu sitzen. Für den Rest der Fahrt bewege ich mich kein Stück mehr. Angekommen auf Robben Island, stehen dort mehrere Busse bereit, in die wir steigen sollen. Robben Island war in der Vergangenheit eine Gefängnisinsel. Während der Apartheid (1948 – 1994) war Nelson Mandela 27 Jahre im Gefängnis, davon 18 Jahre auf Robben Island. Heute ist das Gefängnis ein Museum. Zunächst geht die Busfahrt einmal um die Insel. Vorbei an einem Steinbruch, wo die Gefangenen bei jedem Wetter ohne Schutzkleidung und ohne Augenschutz, Steine zuschneiden mussten. Neben mir im Bus sitzt ein reizendes schwarzes Paar. Auf dem Schiff saßen die beiden auch schon neben mir. Jetzt ergab es sich zufällig so, dass die beiden wieder neben mir gelandet sind. Wir unterhalten uns, von wo wir kommen. Sie kommen von Eastern Cape, und dort aus dem Ort, aus dem auch Nelson Mandela stammt. Sie arbeiten beide in Cape Town, haben zwei Kinder und fahren in den Ferien immer nach Hause, nach Eastern Cape. Sie sind heute das erste Mal auf Robben Island. Sie bieten mir Knabberzeug an. Die Busfahrt endet im Gefängnis. Die Führungen dort erfolgen durch ehemalige Gefangene. Sie berichten von ihrer Zeit im Gefängnis und beantworten Fragen. Es geht durch die verschiedenen Gefängnisräume, wie Mehr-Personen-Zellen, Einzelzellen, Toiletten- und Waschräume. Jetzt stelle man sich folgende Szene vor: Ein Gang, links und rechts lauter Einzelzellen. Jede Zelle sieht gleich aus. Das Highlight ist die Zelle Nr. 4. Die Zelle von Nelson Mandela. Gedrängel. Jeder will diese eine Zelle fotografieren! Jeder versucht, einen Moment zu erhaschen, einen ungestörten Fokus auf diese Zelle zu erwischen. Jeder, das sind Schwarze, Farbige, Bleichgesichter, Einheimische, Touristen. Dieses Bild hätte ich fotografieren sollen!
Zum Ende passiert mir noch was Amüsantes. Im letzten Gefängnisraum fotografiert mein Busnachbar, nachdem die Masse an Leuten aus unseren Bus aus dem Raum ist, seine Frau. Ich biete an, sie beide zu fotografieren. Die Beiden freuen sich. Danach der Wechsel, er fotografiert mich. Was passiert? Wir haben unsere Busgruppe verloren. Und die Ansage lautete, wir sollten immer in unserer Busgruppe bleiben. Das Letzte, was der ehemalige Gefangene angesagt hatte, war, dass er uns den Weg nach draußen weisen würde und wir direkt zum Schiff gehen sollten. Das Schiff würde um 14.00 Uhr ablegen und wir sollten uns beeilen. Auf dem Flur niemand mehr aus unserer Gruppe zu sehen. Ein Ausgang ist nicht auffindbar. Wir irren durch die Gänge. Dann stoßen wir auf andere Gruppen. Ich kombiniere, dass diese zum Abfahrtsschiff 13.00 Uhr gehören müssten, und um die Besuchermassen besser zu verteilen, einige Busgruppen erst ins Gefängnis fahren, danach ihre Busrundfahrt machen und deren Rückfahrzeit dann 16.00 Uhr wäre. Dann ist 14.00 Uhr längs vorbei. Ausgang noch nicht gefunden. Ich glaub, wir laufen noch dreimal an Zelle Nr. 4 vorbei. Freie Sicht auf die Zelle. Niemand da. Ich sag zu meinen Busnachbarn, wenn unser Schiff weg ist, wird uns das Nächste um 16.00 Uhr schon mitnehmen. Bei der nächsten Besuchergruppe, auf die wir stoßen, fragt mein Busnachbar den Guide nach dem Ausgang. Jetzt haben wir in etwa die Richtung und wir finden heraus. Dann noch der Weg bis zum Hafen. Das Schiff ist noch da! Beim Boarding am Vormittag wurden die Passagiere gezählt. Wir sind noch nicht die letzten. Es kommen noch einige nach uns. Die Rückfahrt ist genauso schaukelig wie die Hinfahrt. Auch hier ein Muss für mich: Nach dem Ablegen und passender Entfernung Fotoknips Robben Island. Und beim Näherkommen an Kapstadt immer wieder Fotoknips. Von meinem Zimmerfenster aus, kann ich auch dieses große Arenagebilde sehen. Meine Housemother hat es bloß Amphitheater genannt. Da habe ich mich noch gewundert, dass auch modere Rundtheater so genannt werden. Jetzt erfahre ich von den Beiden, die wieder auf dem Schiff neben mir sitzen, um was es sich wirklich handelt. Es ist das Fußballstadion, was extra zum Worldcup 2010 in Kapstadt gebaut wurde. Und sie zeigen mir ein Foto, wo sie mit ihren Kindern dort zum Fußball gucken waren. Ich mach noch ein Selfie. Sein Kommentar „White, Coloured and Black“.  Zum Abschied fragen sie, was „Hello“ und „Good Bye“ auf deutsch heißt. Nette Begegnung.

Zelle von Nelson Mandela
Zelle von Nelson Mandela

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Blick auf Kapstadt
Blick auf Kapstadt
Blick auf Kapstadt: Greenpoint mit Stadion, rechts Seapoint, links Tafelberg, hinten Lions Hill
Blick auf Kapstadt: Greenpoint mit Stadion, rechts Seapoint, links Tafelberg, hinten Lions Hill

Inzwischen ist die Sonne herausgekommen, geh´ nach Hause, schwinge mich aufs ausgeliehene Fahrrad und fahre bis Seapoint. Bis zum Freibad, direkt am Meer. Schöne große Schwimmbecken. Schade, ich wäre gerne irgendwann noch mal Schwimmen gegangen. Doch bei der angeschlagenen Temperatur, ist es unmöglich: 14 °C ! Das Meer hat 12 °C, aber das ist schon wegen der hohen Wellen unmöglich. Die Kälte kommt aus der Antarktis.

Langfassung vom Freitag den 4.9.15, Tafelberg
Das Wetter an diesem Tag war genau das richtige für eine Tour hoch auf den Tafelberg. Der Fahrer der Schule hat eine Minibusladung English Students bis zur Seilbahnstadion gefahren. Die Hälfte der English Students ist hochgewandert. Ich habe die Seilbahn bevorzugt. Cable Car nennt die sich hier. In einem cable car fahren schätzungsweise 20 Leute stehend nach oben. Schön, so eine Fahrt in der Seilbahn! Oben angekommen. Herrlicher Ausblick! Ein Problem zu dieser Jahreszeit in Kapstadt ist, sich wetter- und temperaturmäßig passend anzuziehen. Hier ist Winter bzw. der Frühling beginnt gerade. Es ist morgens, abends und nachts so kalt. Und tagsüber total unterschiedlich. Ich hatte zur Hälfte kühle Tage, zur Hälfte wärmere Tage. Nachdem ich manchmal so gefroren habe, ziehe ich morgens genug an. In der Schule ist es nämlich auch kalt. Keine Heizung. Und als Schüler sitzt man nur. Es gibt Tage, an denen wird es mittags/nachmittgs ca. 22 °C warm. Das ist natürlich schön, aber ich schleppe dann nachmittgs meine halben Klamotten im Rücksack mit mir herum. Gegen 18.00 Uhr ziehe ich dann alles wieder an. Und komme ich dann zwischen 18.30 und 19.00 Uhr „zu Hause“ an, ist mir inzwischen wieder richtig kalt. Nun hatte ich oben auf einem Berg kühlere Temperaturen erwartet. Es ist aber richtig warm. Gegen 14.30 Uhr bin ich oben angekommen, nach dem ersten Rundumschauen, fotografieren und der temperaturentsprechenden Bekleidungsanpassung mache ich mich auf den Wanderweg oben einmal rundherum auf dem Tafelberg. Während meiner Wanderung auf dem Tafelberg schleppe ich also wieder meine halben Klamotten im Rucksack mit mir herum.

Mit zunehmender Entfernung von der Seilbahnstation nimmt die Personendichte und die Komfortabilität der Wanderwege ab. Während gegen eine Uhrzeit von 14.30 Uhr im 15 minütigen Rythmus jeweils um die 20 Personen hochbefördert werden, befanden sich gegen 16.30 Uhr auf der gegenüberliegenden Seite der Seilbahnstation, wo übrigens der höchste Punkt von Table Mountain ist, beim Maclear´s Beacon (1086 m), außer mir nur noch drei weitere Personen! Ich habe den Rundgang in vollen Zügen genossen. Die Aussicht zu allen Seiten ist einfach fantastisch! Und, die Aussicht ist von jedem neuen Standpunkt immer wieder wie ein neues Erlebnis. Da ich ja schon eine Tour um das Kap (Cape Point und Cape of Good Hope) gemacht habe, und um die Bays (Buchten) und Strände weiß, liegt es in der Natur meiner Person, diese von oben wieder zuordnen zu wollen. Hier der Rundumblick: Ganz leicht Kapstadt, die Waterfront mit Riesenrad und dem Cape Town Stadium, die Nobelhochhäuser von Seapoint, Camps Bay. Hinten, zwischen den Bergen, ganz klein, aber zu erkennen, die Hout Bay, heranzoomen mit dem Fotoapparat, das klappt. Die Bergkette bis Cape Point und Cape of Good Hope! Wahnsinn, das von oben zu sehen! Auf der anderen Seite die False Bay. Die Besiedelung an der False Bay, das sind die Townships wie Mitchell´s Plain und Khayelitsha. Dann das Grünland des Weinanbaugebietes. Der Kreis schließt sich wieder mit Kapstadt. Deutlich zu erkennen, markante Hochhäuser und der Industriehafen. In der Table Bay liegt Robben Island und auf der anderen Seite der Table Bay die sind die Strände wie Bloubergstrand zu erkennen. Mit meinen zahlreichen Fotostopps komme ich gegen 18.00 Uhr bei der Seilbahnstation wieder an. Gutes Zeitmanagement, denn um 18.30 Uhr will der Fahrer uns unten bei der Seilbahnstation wieder abholen. Ich treffe auf andere English Students. Die wollen die Seilbahn um 18.30 Uhr nehmen, um noch etwas den Sonnenuntergang zu genießen. Dem schließ ich mich an. Inzwischen ist es wieder kalt geworden. Während ich die meiste Zeit im T-Shirt gewandert bin, habe ich inzwischen den Pullover wieder angezogen. Für mein Wohlbefinden ziehe ich wieder Leggings unter, zweites Paar Socken an, Fließjacke und Jacke an, Halstuch um, und setze meine Mütze auf. Fahrt mit dem cable car nach unten. Der Minibus steht schon da. Die Letzten kommen erst gegen 19.10 Uhr. Der Fahrer fährt jeden zu seiner Unterkunft. Bin froh, ich werde zuerst abgeliefert. Bin erledigt. Abendessen. Heiße Dusche und ins Bett.

Blick von der unteren Seilbahnstation auf Cape Town und Table Bay
Blick von der unteren Seilbahnstation auf Cape Town und Table Bay
Cable car
Cable car
Blick von Table Mountain auf Cape Town und Table Bay
Blick von Table Mountain auf Cape Town und Table Bay
Blick auf Camps Bay
Blick auf Camps Bay
Blick auf Camps Bay
Blick auf Camps Bay
Blick von Table Mountain in südwestliche Richtung
Blick von Table Mountain in südwestliche Richtung
Wanderweg auf Table Mountain
Wanderweg auf Table Mountain
Blick von Table Mountain auf Hout Bay
Blick von Table Mountain auf Hout Bay
Hout Bay, herangezoomt von Table Mountain
Hout Bay, herangezoomt von Table Mountain
Blick von Table Mountain Richtung Kaphalbinsel, rechts offener Atlantik und Hout Bay, links False Bay
Blick von Table Mountain Richtung Kaphalbinsel, rechts offener Atlantik und Hout Bay, links False Bay
Blick von Table Mountain Richtung False Bay
Blick von Table Mountain Richtung False Bay
Cape Town, Table Bay
Cape Town, Table Bay
Blick von Table Mountain auf Signal Hill, Cape Town Stadion (Greenpoint), Robben Island und auf die gegenüberliegende Seite der Table Bay mit Bloubergstrand und Melkbosstrand
Blick von Table Mountain auf Signal Hill, Cape Town Stadion (Greenpoint), Robben Island und auf die gegenüberliegende Seite der Table Bay mit Bloubergstrand und Melkbosstrand

Auf dem Tafelberg. Unten Kapstadt.
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Montag (7.9.15) bis Mittwoch (9.9.15)
Die Nachmittage bin ich mit dem Fahrrad bis Camps Bay gefahren. Die Küstenstraße direkt am Atlantik entlang von Greenpoint durch Seapoint und Clifton bis Camps Bay ist einfach herrlich.

Donnerstag (10.9.15), Township-Tour
Township-Tour mit Ernesto. Ernesto ist im Township aufgewachsenen und lebt dort. Wir sind nur fünf Teilnehmer. Die Tour im Minibus geht durch folgende Townships: Langa, Myinje, Gugulethu, Khayelitsha (dem größten Township Südafrikas), Mitchells Plain und Philippi (gefährlichstes Township, streifen wir nur).
Ernesto erzählt, dass Südafrika, nach Kolumbien, das Land mit der zweithöchsten Kriminalitätsrate sei. Ich weiß nicht, ob das stimmt. Wenn das wahr ist, ist es doch sehr beunruhigend. Die hohe Kriminaltät findet in den Townships statt. Die Arbeitslosenrate im Land liegt bei 25 %, im Township ist sie höher. Alkohol und Drogen sind weitere Probleme in den Townships.
Zuerst geht es in das Township Langa, dem ältesten Township in Kapstadt. Ernesto führt uns in ein kleines Museum. Das Museum besteht wie die meisten Museen in Kapstadt aus Infotafeln: Zeitgenössische Fotografien zum Thema Apartheit, Aufstand und Befreiung mit viel Text zum Lesen. In Langa besuchen wir ein Ausbildungszentrum, in welchem den Jugendlichen das Töpfern, Porzellanmalerei, Holzarbeiten und Mosaikarbeiten beigebracht wird. Alles nach alter Tradition. Und touristisch vermarktbar. Anschließend fahren wir drei Stunden lang durch die verschiedenen Townships. Die Behausungen arm, arm und nochmals arm. Dicht an dicht. Hütten aus Steinen, Holzbrettern oder Wellblechen. Die Wellblechhütten werden Shecks genannt. Es kommt eine Straße, in der man Wellbleche und das Material zum Bau eines Shecks erwerben kann. Ist nicht teuer. Strom funktioniert nach einem Prepaid-Prinzip. Viele Menschen sind auf der Straße. Draußen wird übern offenen Feuer gekocht und gegrillt. Hähnchen, Chicken und Hähnchen. Diese Mutties mit Schürze und dick. Immer wieder kommt ein Schwung Schulkinder in Schuluniformen vorbei, gepflegt und sauber. An den Straßenrändern, viel Müll, vor allem Plastikmüll, überfüllte Mülltonen, wenn überhaupt Mülltonnen. Ich wundere mich, die meisten Menschen in den Straßen sehen normal und sauber aus. Ich kann gar nicht glauben, dass die in diesen armseligen Hütten leben. Ich sag und frag das so Ernesto. Doch, die leben hier. Es kommen auch Abschnitte von Häusern, die mittelmäßig gut aussehen. Auch mittelmäßig gut Verdienende leben hier. Auch die stattlich geförderten Häuschen in den Townships sehen besser aus. Die waren eigentlich für die Arbeitslosen gedacht. Problem: Viele halten es für rentabler arbeitslos zu sein, um an die Häuser zu kommen. Die anderen Häuser wurden durch Korruption vergeben. Auch gibts Förderung bei kranken oder aidskranken Kindern. Die Förderung ging leider teils nach hinten los. Für viele Townshiper sei es rentabel und erstrebenswert ein krankes Kind zu haben. Das habe ich so gehört und schreibe es unreflektiert nieder.
Manch einer mag es zwar nicht gut heißen, als jemand aus einem Erste Weltland, sich diese Armut anzugucken und auch noch wie wild Fotos zu schießen. Wer will, kann mir das gerne vorwerfen, ich wollte das aber sehen und fotografieren.
Wir halten bei einem African Art Shop, sehr schöne Kunstgegenstände. Müsste ich die Sachen nicht einmal um die Welt schleppen, hätte ich nicht widerstehen können.
Das letzte Township Mitchells Plain ist ein Township der Farbigen. Dies Township sieht völlig anders aus als die der Schwarzen. Besser. Alles ist weitläufiger, nicht so beengt. Breitere Straßen, mehr Autos. Supermärkte.
Zurück in Cape Town, wir kommen von hinten in den besseren Suburb Newlands ´rein, wird einem der krasse Unterschied besonders deutlich. Eben noch endlose Flächen von Wellblechhütten, jetzt große gläserne Einkaufszentren, Restaurants und schicke Häuser mit gepflegten Gärten.


Letzte Woche in Kapstadt

Heute ist Freitag der 11.9.15. Ich sitze hier wieder im VeloTelo, dem netten Bistro/Cafe in Kloof Street. Heute war mein letzter Tag in der Englisch-Sprachschule. Meine vier Wochen in Kapstadt gehen jetzt zu Ende. Mit dem Schreiben komme ich nicht so ganz hinterher. Zudem war das Internet bei meiner Hostmother die letzten Tage nicht stabil. Das Hochladen der Fotos war zeitaufwendig. Immer wieder ist die Verbindung zusammengebrochen.

Ich möchte die Sprachschule Revue passieren lassen. Von der ersten Woche hatte ich bereits im Kapitel Ankunft in Kapstadt berichtet: Vier Schüler, zwei Tage unterrichtete Lehrerin Candice, dann Ardine. In der zweiten Woche waren wir nur zu dritt: Nicolas aus Chile, Antje aus Stuttgart und ich. Mit Lehrerin Ardine. In der dritten Woche kamen vier neue SchülerInnen dazu: zwei Schweitzerinnen, eine Frau aus Saudi Arabien und ein Kuweiter. Insgesamt waren wir sieben SchülerInnen. Mit Lehrerin Ardine. Nach meinem Gefühl sang das Niveau und ich fühlte mich vom Level nicht mehr so ganz passend in der Klasse. Vor allem bei den Grammatikeinheiten war ich unterfordert. Am Dienstag habe ich mit Ardine und der Direktorin Desiree gesprochen und ich konnte ab Mittwoch in eine Klasse höher wechseln. Das war sehr gut, denn meine neue Klasse hatte mit mir nur eine Klassenstärke von drei Schülerinnen: Louisa aus Angola, Alejandra aus Kolumbien und ich. Ich bekam als dritte Lehrerin Sharon. Sie war die beste Lehrerin. Sehr souverän. Jeder kam mit gleichen Redeanteil dran. Unglücklicherweise gab es in der vierten Woche enorme Veränderungen. Lehrerin Sharon hat die Schule gewechselt. Dafür kam Kate und fünf neue SchülerInnen aus Brasilien und ein Schüler aus Kolumbien. Zu neunt, das hat mir die letzte Woche nicht so gut gefallen, gefallen hat mir auch nicht der Untericht von Kate. Das Whiteboardbild immer chaotisch, Schrift zu klein, dann quetscht sie hier und da hinterher noch was rein. Ist doch unmöglich das abzuschreiben. Habe ich mit Tablet abfotografiert. Dann die Gruppenarbeiten, bei denen wir stets mit den Stühlen rücken mussten, und diese Stühle sind einfach zu sperrig/breit und der Raum zu klein für sowas. Und, und, und …Kann ich mir diese Erfahrungen eigentlich als Fortbildung für das nächste Schuljahr anrechnen lassen?

Als nächstes ist es wert, über meine Unterkunft zu berichten. Während der vier Wochen in Kapstadt gab es auch bei meiner Hostmother Susan stets Veränderungen. Ich habe die ganze Zeit das Schlafzimmer von Susan bewohnt. Während meiner ersten Woche hatten zwei Freiburger ihre letzte Woche in Susan´s Gästezimmer. Susan schläft in der Nachbarwohnung von Carlos, der z.Z. in Portugal ist. Außerdem ist noch ein weiteres Zimmer aus Carlos Wohnung vermietet: An den Italiener Luigi. Zum Frühstück und Dinner sind wir zu fünft in Susans Wohnung. Dann reisen die Freiburger ab. In der zweiten Woche bewohnt Susan ihr Gästezimmer. Und Luigi ist allein in Carlos Wohnung. Dritte Woche, Manuela aus Angola bezieht Susan´s Gästezimmer, Susan schläft wieder nebenan. Vierte Woche, Luigi ist inzwischen abgereist, Manuela ist in die Nachbarwohnung gezogen und im Gästezimmer sind zwei Brasilianerinnen.
Susan kocht jeden Abend für uns, und sie kocht vorzüglich! Ungefähr einmal die Woche sind wir Essen gegangen. Weiterer Vorteil eines Homestay´s, meines Homestay´s bei Susan, sie hat meine Wäsche mitgewaschen.

 

Montag (14.9.15) beginnt mein neues Abenteuer: Mit dem Baz Bus von Kapstadt bis Johannesburg reisen. Innerhalb der nächsten viereinhalb Wochen. Gestern Abend habe ich mir für Montag einen Platz im Baz Bus für den Streckenabschnitt Cape Town bis Stellenbosch reserviert. Und eine Unterkunft in Stellenbosch für die Nacht von Montag aud Dienstag.

Ein Gedanke zu „In Kapstadt, Teil 2“

  1. Moin Schwesterherz,
    hatte mir fast Sorgen gemacht hier nichts Neues zu lesen zu bekommen. Die Bilder sind ja herrlich. Ich reise so immer ein bisschen mit. Hier in „good old germany“ kündigt sich ein Alt-Weiber-Sommer an. Wünsche Dir weiterhin ne tolle Zeit und bleib gesund und fit!
    Alles Gute, Karsten 😉

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