Von Kapstadt bis Jeffrey´s Bay

Montag der 14.9.2015, Stellenbosch
Heute, Montag der 14.9.15 hat mein neues Abenteuer begonnen. Schon vor Beginn meiner Reise habe ich ein Ticket für die Strecke von Kapstadt bis Johannesburg mit dem Baz Bus gebucht. Das ist ein Bus nach dem Hop-on-Hop-off-Prinzip. Entlang der Strecke kann man an bestimmten Orten ein- und aussteigen.  Zwei bis drei Tage im Voraus sollte man sich seinen Platz im Bus reservieren. Heute bin ich meinen ersten Streckenabschnitt mit dem Baz Bus bis Stellenbosch gefahren. Stellenbosch ist eine kleine Stadt, nicht weit von Kapstadt, und bekannte Weinanbauregion. Morgens 9.50 Uhr war ich schon in meiner Unterkunft, ein Backpackerhostel aus der Broschüre zum Baz Bus. Leider keine gute Wahl. Der Vorteil ist lediglich, der Bus hält hier und der Bus holt mich hier morgen auch wieder ab. Ich habe privateroom gebucht, da ich mir nicht vorstellen kann, ein Bett im 6-Bett-Zimmer zu nehmen, und zahle fast den dreifachen Preis für eine schäbige Unterkunft. Immerhin habe ich hier Internet. Ich sitze jetzt im unteren Bett eines Etagenbettes, insgesamt stehen in meinem „privateroom“ drei Etagenbetten. Auf den Fotos im Internet sahen die Zimmer und das Haus deutlich besser aus. Und die privaterooms waren als Doppel- oder Zweibettzimmer ausgeschrieben. Ist ja nur für eine Nacht.

Nun zum heutigen Tag. Nach meiner Ankunft heute morgen habe ich mich nach einer Weintour erkundigt. Und es startete eine Tour um 10.30 Uhr. Die 7-stündige Tour führte zu vier Weingütern in der Region Stellenbosch. (Insgesamt sollen hier 160 Weinfarmen sein!) Die ersten zwei Weingüter lagen nördlich der Stadt Stellenbosch. Mit Tablet, Google map und GPS wusste ich immer, wo wir sind. Beim ersten Weingut SIMONSIG gab es eine Führung zur Weinherstellung. Das zweite Weingut FAIRVIEW war mit Cheese-Tasting kombiniert. Zwischendurch Mittagessen in Franschhoeck. Das dritte Weingut DIEU DONNE VINEYARDS hat eine höhere Lage bei Franschhoek. Das vierte Weingut ZORGVLIET liegt zwischen Franschhoek und Stellenbosch. Bei jedem Weingut gab es natürlich winetasting.  Bedeutet: 4 Weingüter mit durchschnittlich 5 Weinen zum Probieren!
Folgende Weine habe ich getestet:
SIMONSIG: Kaapse Vonkel,Chenin Blanc, Gewürztraminer, The SMV (Shiraz Mourvèdre Viognier), Aurum Chadonnay, Redhill Pinotage.
FAIRVIEW: Darling Riesling, Darling Sauvignon Blanc, Chardonay, La Capra Pinot Grigio, Fairview Tannat, Fairview Sweet Red.
DIEU DONNE VINEYARDS: Sauvignon Blanc, Chardonnay, Rosé, Merlot.
Bei ZORGVLIET weiß ich nicht mehr welche Weine es waren. Ich habe vergessen die Weine auf der Liste anzukreuzen.

beim dritten Weingut
beim dritten Weingut

Nach der Rückkehr bin ich noch durch Stellenbosch gebummelt. Hübsche und gepflegte Stadt.

Morgen, Dienstag, gehts für mich mit dem Baz Bus bis Mossel Bay. Dort werde ich zwei Tage bleiben. Für Mossel Bay habe ich kein Hostel aus der BazBus-Backpacker-Broschüre gebucht, sondern ein B & B Guesthouse aus dem Internet. Hoffe, das ist besser. Leider hält laut Plan der Baz Bus dort nicht. Ich werde den Busfahrer morgen einfach mal fragen, ob er dort nicht vorbei fahren könnte.

Dienstag 15.9.2015 Mossel Bay
8.40 Uhr ab Stellenbosch mit dem Baz Bus bis Mossel Bay 14.00 Uhr. Der Baz Bus ist nur halb voll, bedeutet jeder hat zwei Plätze und genügend Platz! Ich mag Busfahren. Aus dem Fenster gucken und außen zieht die Landschaft vom unbekannten Südafrika vorbei. Es ist eine abwechslungsreiche Landschaft: Berge, Grünland, Rapsfelder und Wildnis mit Büschen und Sträuchern. Dann und wann Schafe. Drei wilde Strauße habe ich auch entdeckt. Wir erreichen Mossel Bay. Schon beim Einsteigen hatte ich den Busfahrer gefragt, ob er beim Golf Inn Guesthouse, 17 th Avenue anhalten könnte. Seine Antwort, er wüsse nicht, wo das sei. Ich meinte dann, das ist ganz leicht, liegt auf dem Weg zu den anderen Hostels und ich könnt ihm ja sagen wo. Dann meint er, fahren wir erstmal nach Mossel Bay und gucken dann. Als wir uns dann entlang der Straße der Abzweigung zur 17th Avenue nähern, rief ich, ob er hier stoppen könnte. Jetzt der Hammer: Nein, das wäre illegal, er darf nur bei den Hostels stoppen und an der Straße könne er nicht halten. Es würden Strafzettel verteilt werden. Für soetwas das Wort „illegal“ in den Mund zu nehmen, ist doch eine Lachnummer, wo doch Südafrika mit ganz anderen Illegalitäten in der Kriminalitäts-Weltrangliste weit vorne steht. Der Busfahrer fährt zum nächst gelegenen Hostel und lädt mich dort aus. Was für ein Unsinn. Zeit hat er damit nicht gespart, es steigt niemand weiteres aus und es hat auch niemand diesen Ort zum Einsteigen gebucht. Zum Laufen mit dem Koffer ist der Weg eindeutig zu weit, zumal es bergauf geht. Ich entscheide mich, in das Hostel zu gehen und nach einem Shuttle oder Taxi zu fragen. Die junge Dame ist sehr hilfbereit, sie ruft im Guesthouse an. Und die wollen mich abholen. Mit dem Guesthouse habe ich es sehr gut getroffen. Schönes Doppelzimmer zur Alleinbenutzung mit Bad und Frühstück. Im Vergleich zur letzten Nacht: Im Backpacker habe ich mehr pro Nacht gezahlt, hatte kein eigenes Bad, kein Frühstück und ein schäbiges Zimmer. Die BackpackerHostels sind nicht unbedingt günstiger außer man nimmt ein Bett im 6-Bett-Zimmer mit Gemeinschaftsbad auf dem Flur. In Mossel Bay bleibe ich für zwei Übernachtungen.

Nach Ankunft bin ich durch den Ort gebummelt und zum Meer. Mossel Bay liegt im Süden Südafrikas am Indischen Ozean. Zum ersten Mal bin ich am Indischen Ozean! (Cape Agulhas (6.9.15) war ja nun noch nicht so ganz Indischer Ozean.) An dieser Küste ist es nicht so kalt wie an der Atlantikküste. Ich habe das Wasser angefasst. Und habe dabei nasse Schuhe und Hose gekriegt. Zum Essen bin ich ins Cafe Havana gegangen. Ist ja nun nicht grad afrikanisch und passt nicht so ganz wenn man Südafrika bereist. Es sah so einladend aus und hat mir gut gefallen. Farbenfrohe Einrichtung, natürlich abgenutzt, lateinamerikanische Musik und Bilder von Che Guevara. Ich mag eben doch Lateinamerika lieber als Südafrika.
Abends in dem Guesthouse sehe ich keinen anderen Gast außer mir. Die Guesthouselady wohnt im Haus nebenan. Ich sitze hier im Frühstücks-/Wohn-Aufenthaltszimmer und schreibe. In meinem Zimmer ist das WiFi zu schwach. Die Türen zu den Nachbargästezimmern stehen offen, ebenfalls schöne Zimmer. Da sind keine weiteren Gäste zu sehen. Liegt wohl daran, dass zur Zeit nicht grad Saison ist und das Haus nicht ganz zentral liegt. Für jemanden, der gut zu Fuß ist, ist das aber kein Problem. Ich bin allein in diesem Haus. Eben war die Guesthouselady noch mal hier und bat mich, in den Räumen das Licht auszuschalten, wenn ich schlafen gehe.

Mittwoch, der 16.9.15 Mossel Bay
Beim Frühstück ist kein anderer Gast zu sehen. Ich frage die Guesthouselady, ob ich der einzige Gast bin. Nein, in den angebauten Zimmern nach hinten hin, sei noch jemand. Dieser Jemand erscheint aber nicht zum Frühstück. Das Frühstück ist super lecker und vielseitig. Als ich aufbrechen will, mir die Stadt Mossel Bay anzugucken, bietet die Guesthouselady mir an, mich bis ins Zentrum runterzufahren. Schon am Vortag hat sie mir von dem Museum erzählt und mich abends gefragt, ob ich denn im Museum war. Nein war ich nicht. Sie hält vor dem Museum, erklärt mir, wo die Tourist-Info ist und welchen Weg ich zum Strand nehmen kann. Okay, guck ich mir mal das Museum an. Eintritt ist umgerechnet nicht mal ein Euro. Was gibt´s im Museum? Erstes Gebäude: Info-Stellwände mit viel Text über die Menschen, die in dieser Region leben. Zweites Gebäude: Meereslebewesen mit Schwerpunkt Mollusken. Also Muscheln und Schnecken. Alles erklärt auf Info-Plakaten. Riesige Muschelsammlung, zahlenmäßig und volumenmäßig, aus aller Welt. Fossilien von Mollusken. Fische und Hummern in Aquarien. Draußen Knochen und Wirbelsäulen von Walen. Das dritte Gebäude befasst sich mit der Ankunft der Portugiesen 1488 in der Mossel Bay. Die Portugiesen fanden viele Muscheln in der Bucht vor und haben daher die Bucht und den Ort Mossel Bay genannt. Es war Bartolomeus Dias, der mit drei Schiffen im August 1487 von Lissabon in See stach und am 3. Februar 1488 in der Mossel Bay an Land ging. Das Museum heißt daher Bartolomeus Dias Museumskomplex. Das Highligt ist eine maßgerechte Nachbildung der Dias-Karavelle (Schiff), mit dem tatsächlich 500 Jahre später eine Crew von Lissabon nach Mossel Bay segelte, innerhalb von drei Monaten und im Februar 1988 in Mossel Bay ankam. Man kann an Bord des Schiffes gehen und sich das Schiff ansehen. Interesant sind auch die alten Landkarten aus dem 15. bis 17. Jahrhundert. Die Zeit der Entdeckungsreisen.

Nach dem Kulturprogramm bin ich dann zum Strand Santos Beach spaziert. Und danach, weil ich es gestern schon so schön dort fand, die Promenade um das Ende der Landzunge des Ortes Mossel Bay spaziert. Die Spitze wird „The Point“ genannt. Ich habe nach anderen Restaurants Ausschau gehalten, aber keins hat mich überzeugt und ich bin wieder ins Cafe Havana gegangen. Jetzt noch was zum Thema Sicherheit in Südafrika. Im Dunkeln sollte man hier nicht mehr alleine auf der Straße unterwegs sein. Es ist um 19.00 Uhr dunkel. Ich habe immer zugesehen, spätestens 19.00 in meiner Unterkunft zu sein. An diesen Abend ist es, als ich im Cafe Havana zahle, schon bald 19.00 Uhr. Meine Guesthouselady hatte mir bei Ankunft die Visitenkarte eines Taxifahrers gegeben. Als ich darum bitte, mir dieses Taxi zu rufen, erfahre ich, dass das Cafe Havana einen Shuttle-Service hat, der nichts kostet.  Ich lass mich also damit zur Unterkunft fahren, und der Fahrer meinte auch zu mir, dass das the right decision war, jetzt nicht mehr alleine auf der Straße zu sein. Ehrlich, ich möchte nicht in einem Land leben, wo man abends im Dunkeln Angst haben muss, wenn man auf die Straße geht. Tagsüber ist überall verstreut Security zu sehen: In den Straßen, vor Banken sowieso, vor Kaufhauseingängen und an Stellen, wo große Ansammlungen von Menschen sind.

Donnerstag der 17.9.15 von Mossel Bay nach Knysna
Ich habe noch zuviel Gepäck! Auf den Flug nach Südafrika durfte ich 30 kg mitnehmen, die meisten meiner Flüge erlauben 23 kg. Mein Koffer ist mir mit 24 kg zu schwer und spätestens in Australien bei dem Inlandflug von Sydney nach Darwin bekomme ich Probleme, da nur 20 kg erlaubt sind. Ich habe heute ein 2,5 kg Paket zurück nach Deutschland geschickt. Ich kann die Sachen nicht wegwerfen. Das 360-Seiten-starke Handbuch zum Tablet, welches ich vor Abreise nicht geschafft habe durchzuarbeiten, habe ich mit auf die Reise genommen. Die Seiten habe ich jetzt abfotografiert und kann sie mir auf dem Laptop angucken. Buch wegwerfen? Nein, kommt ins Paket. Mein Nicki-Pullover von Laura Ashley, warm, den habe ich fast die ganze Zeit in Kapstadt getragen. Nun wird es auf der Südhalbkugel wärmer, in Australien und auf Fidschi werde ich den sowieso nicht brauchen, es ist also unnötig, ihn die nächsten fünf sechs Monate, durch die halbe Welt zu schleppen. Ein Rock, eine Hose und noch ein paar Sachen habe ich heute ebenfalls zurück geschickt. Mit Surface mail. Air mail kostet das Doppelte, und DHL-Express das Vierfache. Ein Paket per surface mail d.h. über Land und Wasser benötigt von Südafrika bis Deutschland zwei bis sechs Monate.
Nachdem ich bei der Post war, bin ich zum Abschluss noch einmal die Promenade um „the Point“ gewandert und durch Central Mossel Bay zurück zur Unterkunft. Mossel Bay ist außer die Promenade, die Häuser an der Promenade,  the Point, natürlich die Lage am Meer und vielleicht noch der kleine Strandabschnitt nicht so ein überragend schöner Ort. Meine Guesthouselady fährt mich netterweise wieder zum Baz-Bus-Stop zu dem Hostel. Gegen 14.15 Uhr sitze ich wieder im Bus zur Weiterfahrt nach Knysna. Die Strecke im Süden Südafrikas nahe der Küste wird Garden Route genannt. Die Landschaft ist sagenhaft schön: Zur linken Seite im Hintergrund sind Berge, davor abwechselnd grüne Wiesen, hügelige Wildnis, Wälder, auf dem letzten Ende bis Knysna kommen Seenlandschaften hinzu. Auf der rechten Seite, abhängig, wie nahe wir an der Küste sind, gibt´s den Indischen Ozean, Wiesen, Wildnis oder eine Seenlandschaft. In Knysna habe ich mir für zwei Nächte „private room“ im Backpacker Hostel gebucht. Ein Hostel, wo der Bus hält. Die Unterkunft ist okay, das Zimmer ist okay, sogar mit eigenen Bad und mit Frühstück.
Knysna liegt an einer großen Lagune, die aus dem Indischen Ozean gespeist wird. Zu Knysna gehören auch zwei bewohnte in der Lagune befindliche Inseln. Zu den Inseln gelangt man über einen Straßendamm. Zum Essen bin ich nach Thesen Island hinübergewandert. Im Hostel habe ich von einem Restaurant dort erfahren, dass die Gäste per Shuttle abends zurückbringt.

Freitag der 18.9.15, Knysna
Knysna ist deutlich interesanter als Mossel Bay. Nach dem Frühstück habe ich mich mit einem Taxi auf den Aussichtspunkt Eastern Head fahren lassen. Hier gibts keine öffentlichen Busse. Eastern Head und Western Head sind die beiden Felsvorsprünge, wo durch eine Verengung das Meerwasser aus dem Indischen Ozean in die Lagune fließt bzw. aus der Lagune ins Meer zurückfließt. Hier gibts Ebbe und Flut. Oben auf Eastern Head, eine herrliche Aussicht! Es gibt einen kleinen Rundgang. Der Ausblick ist über Knysna, die Lagune, die beiden Inseln und hinüber zum Western Head. Im weiteren Verlauf des Rundgangs gelangt man an die Ozeanseite und blickt weit übers Meer und tief nach unten. Es hat sich gut ergeben, und ein südafrikanisches Ehepaar nimmt mich im Auto wieder mit herunter. Unten von Eastern Head angekommen, mache ich mich zu Fuß entlang der Lagune auf den Rückweg. Anfangs bin ich auf dem Sand in der Lagune gewandert, ist Ebbe. Als ich merke, dass ich in der Lagune wegen Priele und Schlick nicht mehr weiter kommen werde, finde ich zwischen den Häusern einen Treppenweg hinauf zur Straße. Im weiteren Verlauf meines Rückweges komme ich an den Straßendamm, der hinüber zur Leisure Isle führt, vorbei. Gehe ich doch mal auf diese Insel! Das war eine gute Entscheidung! Am „Eingang“ der Insel: Securityhäuschen. Hier stehen mit die schönsten Häuser, die ich bisher in Südafrika gesehen habe. Ein Weg führt einmal um die Insel herum. Den nehme ich. Unglaublich schön, der Blick über die Lagune zu Eastern und Western Head. Zwischendurch mache ich in der Mitte der Insel Lunchtime in einem hübschen Cafe. Die Insel hat eine unsagbar schöne Natur zu bieten: Salzwiesen! Hier wächst der Queller, wie bei uns an der Nordsee. Nach den Marsch um die Insel, habe ich noch den Marsch zurück entlang der Lagune und um den halbinselförmigen Teil vom Knysna bis fast zur Brücke, wo es nach Thesen Island geht. Ich biege in Richtung Hostel und Zentrum ab. Meine Füße fühlen sich plattgelaufen an. Ich laufe an dem Hostel vorbei bis ins Zentrum, wo die Geschäfte sind und kaufe mir etwas zum Abendbrot. Abendbrot im Hostel mit heißen Tee.

Knysna, Lagune, Blick auf Eastern Head (links) und Western Head (rechts)
Knysna, Blick von Leisure Isle über die Lagune auf Eastern Head (links) und Western Head (rechts)
Leisure Isle, Salzwiese
Knysna, Leisure Isle, Salzwiese
Blick auf Thesen Island
Knysna, Blick auf Thesen Island, im Hintergrund Eastern und Western Head
Knysna, Einkaufszentrum
Knysna, Einkaufszentrum

Samstag der 19.9.15, Knysna und Weiterfahrt nach Jeffrey´s Bay
Nettes Frühstück gemeinsam mit anderen Reisenden in der Küche des Hostels, viele Deutsche. Ich muss schon fast lachen, alle finden es zu kalt. Und keiner versteht, warum hier immer alle Türen nach draußen offen stehen. Am Vorabend saß ich hier auch in der Küche mit einer der Decken aus meinem Bett um die Beine gewickelt und habe geschrieben. Immer wieder habe ich die Tür nach draußen zugemacht, weil fast jeder, der hier durchlief, die Tür offen gelassen hat. Das scheint hier aber irgendwie üblich zu sein. Ich habe auch nicht verstanden, warum Susan in Kapstadt ständig die Haustür offen hatte (Gitter davor wohlgemerkt) und Fenster ständig in Bad und Küche auf. Durchzug und nur kalt. Die Guesthouselady in Mossel Bay hatte im Frühstücksraum morgens, wo´s noch sehr frisch ist, auch zu beiden Seiten die Türen nach draußen offen. Bleibt einem nichts anderes übrig, als sich warm anzuziehen, notfalls noch eine Decke umwickeln. Als ich einmal mit Decke durch Susans Flur ging, meinte sie „like a penguin“.  Hier im Süden von Südafrika wird gesagt „vier Jahreszeiten an einem Tag“.
Heute habe ich mir das Zentrum von Knysna, dort wo die Geschäfte sind, noch mal in Ruhe angesehen. Klamotten sind hier unglaublich günstig. Shoppen kommt für mich aber eh nicht in Frage. Laut der Email vom Baz Bus holt der mich um 16.30 Uhr ab. In Jeffrey´s Bay werde ich nach Plan erst gegen 20.30 Uhr sein. Es ist also sinnvoll, vorher noch etwas zu essen. Ich war noch gar nicht bei der Waterfront. Dort soll es Essensmöglichkeiten geben. Also noch einmal dorthin. Die Waterfront ist nicht weit vom Hostel entfernt. Die Waterfront, ähnlich zu der in Kapstadt, natürlich deutlich kleiner. Und wo ich die jetzt wieder sehe, mit den ganzen Restaurants. Südafrika ist so voller Gegensätze. Vor ein zwei Stunden bei meinem Bummel durch das Zentrum, bin ich auch auf einen Markt der ärmeren Schwarzen gestoßen. Im Zentrum lagen die Gegensätze so dicht beieinander: moderne schicke Einkaufspassagen und dann ein zwei Straßen weiter stößt man auf den Markt der Schwarzen. Gemüse im Anhänger oder auf der Straße zum Kauf angeboten, deren Lebensmittelläden völlig anders als die Supermärkte. Keine bunten Verpackungen. Viele Menschen und Gedrängel. Jugendliche laufen mit Gemüse im Einkaufswagen durch die Straßen und versuchen Tomaten und Äpfel zu verkaufen. Oder fast noch Kinder, in sehr armseliger Erscheinung, sind mit zwei Tragetaschen Tomaten unterwegs, die sie zum Verkauf anbieten. Die Kleidung, die Erscheinung. Diese Menschen sind unglaublich arm. Hier bei der touristischen Waterfront sieht man nichts von der Armut. Auch nicht bei den schicken Häusern auf Leisure Isle und Thesen Island. Bei den noblen Häusern sieht man Schwarze mit Kittelschürze oder in Blaumann bei Arbeiten, auf Terassen oder in Gärten, wie Putzen oder Gärtnern. Fährt man aus den Städten ´raus, sieht man die Townships. Große Flächen mit Holz- oder Wellblechhütten und unvorstellbar riesige Flächen um Kapstadt.

15.45 Uhr, ich genieße noch eine Kugel Eis als Dessert bei der Waterfront, da klingelt mein Handy. Die Hostelfrau. Der Baz Bus ist schon da. Eine dreiviertel Stunde vor „Pick up Termin“! Schon vorteilhaft, dass beim Einchecken Handynummern mit notiert werden. Ich eile zurück. Bin froh, dass außer mir drei weitere junge Frauen von der zu frühen Ankunft des Baz Buses überrascht wurden und mit mir zusammen das Hostel verlassen. Die zu frühe Ankunft des Baz Buses setzt sich bei den nächsten Stationen fort. In Plettenberg Bay waren die Jungs noch beim Essen. Auf dem Weg zum Nature Reservate „The Crags“ kommt ein Jogger uns entgegen. Er ist völlig verstört als er den Bus sieht. Er dachte, er hätte noch eine Stunde Zeit zum Joggen. Auch die Mädels, die einen Platz im Bus gebucht haben, haben noch nicht fertig gepackt. Dort warten wir ca. eine halbe Stunde. Das selbe Spiel bei Storms River. Der Timetable des Baz Buses ist nicht gerade zuverlässig. Zwei Tage zuvor in Mossel Bay habe ich eine dreiviertel Stunde beim Baz-Bus-Stop-Hostel gewartet (angekündigte pick-up time eigentlich 13.45, vorsichtshalber war ich 13.30 da, der Bus kam 14.15).

Die Busfahrt von Knysna bis Jeffrey´s Bay ist landschaftlich wieder wunderschön. Berge zur linken Seite, davor überwiegend Wälder, ab und an eine tiefe Schlucht und kleine Seen. Die letzte Stunde Fahrt ist im Dunkeln.

Meine Unterkunft in Jeffrey´s Bay ist ein Traum. Es ist zwar schon dunkel, aber ich kann die Nähe zum Ozean hören. Meeresrauschen. Mein Zimmer hat Blick aufs Meer und eine große Dachterasse. Ich kann im Dunkeln die weißen Schaumkronen erkennen.

unterwegs aus dem Bus fotografiert
unterwegs aus dem Bus fotografiert

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