Von Adelaide nach Sydney

Von Adelaide nach Sydney

Adelaide, Victoria Square, 7.12.15
Adelaide, Victoria Square, 7.12.15

🙂 Ich wünsche meiner Familie, meinen Freunden, Verwandten, Nachbarn, Bekannten, Kollegen und Lesern fröhliche Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr! 🙂

Adelaide, Grote Street, 17.12.15
Adelaide, Grote Street, 17.12.15

Wir haben Weihnachten 2015 und ich bin auf Phillip Island. Eine kleine Insel südöstlich von Melbourne. Hier verbringe ich eine Woche und diese Woche ist vergleichbar mit meiner Woche in Port Stephens. Also eine relativ ruhige Woche. Eigentlich gut zum Reiseberichten und zum Nachholen der noch ausstehenden Berichte. Aber dennoch, ich komme gegen die Zeit nicht an. Die Lücke der noch nicht vertexteten Tage wird immer größer. Verloren geht´s nicht ganz. Diese Tage habe ich unterwegs im Bus in handschriftlicher Kladde festgehalten und zusammen mit meinen Erinnerungen gäbe es noch eine ganze Menge Lesevergnügen. Vielleicht, irgendwann.
Wir haben Weihnachten, das Jahr geht zu Ende, ich bin fast viereinhalb Monate unterwegs. Wie geht es einem, mir, da so? Nun, ich bin nicht einmal krank geworden, nicht mal eine kleine Erkältung! War die letzten Tage zwar etwas müde und habe mich schon mal tagsüber aufs Bett gelegt und etwas geschlafen. Das muss wohl mal sein. Die Temperaturen von über 35 °C sind mir etwas zu heiß. Ich habe manchmal an meine schöne Wohnung in Hamburg gedacht. Ich kann mir meine Wohnung auf Fotos im Internet ansehen. Die dänische Mieterin ist ausgezogen und ab 1.1.16 ist die Wohnung wieder frei zur Vermietung. Die Agentur hat die Anzeigen wieder freigeschaltet. Das sind so die Dinge, die mich auch beschäftigen. Ich habe mit zwei Nachbarinnen kommuniziert, um zu wissen, wie es in meiner Wohnung aussieht. Soll alles okay sein. Ich war dabei zu berichten, wie´s mir geht. Also, es geht mir sehr gut. Es ist schön, etwas von der Welt zu sehen und eine Auszeit von der Arbeit zu haben. Solange in Deutschland Winter ist, komme ich noch nicht zurück.

Ich sitze auf der Veranda vor meiner kleinen Holzhütte im Amaroo Park im Ort Cowes. Vor mir der Laptop. Jetzt drehe ich meine Zeituhr im Gehirn um eine Woche zurück und spule die letzte Woche ab. Hoffe die Worte und Sätze kommen nicht gerade in Zeitlupe. Suche den Knopf für den Schnelldurchlauf. Hoffentlich muss ich ihn nicht die ganze Zeit gedrückt halten. Los geht´s …

Am Freitag, den 18.12.15 war meine Fahrt mit dem Zug „The Overland“ von Adelaide nach Melbourne. Abfahrtszeit 7.45 Uhr von Keswick Interstate Station. Wie am Flughafen soll man auch hier spätestens eine Stunde früher da sein zum Einchecken, heißt 6.45 Uhr. Bethany findet Taxi 6.20 Uhr will be fine. Um auf Fensterplatz sicher zu gehen, besser das Taxi zu 6.00 Uhr am Vortag bestellt. Aufstehen 4.30 Uhr. Der frühe Aufwand hat sich gelohnt, ich sitze am Fenster mit viel Beinfreiheit. Neben mir eine alte Dame mit Rollator. Der Zug fährt raus aus Adelaide, durch den Belair National Park, nördlich vorbei an Hahndorf, eine alte deutsche Siedlung, durch Weinanbaugebiete, durch Olivenhaine, über die Murray Bridge und dann neben dem A8-Highway. Die Landschaft im Staat South Australia, ist bis kurz vor Bordertown, welches wie der Name verrät, kurz vor der Grenze zu Victoria ist, hügelig mit erdfarbenen trockenen Gras und grünen Bäumen. Das Landschaftsbild sieht harmonisch und schön aus und man muss sich wundern, wie gut und wie viele Büsche und Bäume im trockensten Staat auf dem trockensten Kontinent wachsen! Ab Bordertown ändert sich das Landschaftsbild. Es wird flacher, die Flächen sind mehr landwirtschaftlich genutzt, erkennbar an abgedreschten Getreidestümmeln und zunehmender Zahl an Betrieben. Ab Serviceton, der Grenze zu Victoria ist die Landschaft platt und uninteressanter. Mir kommt Victoria trockener vor als das, was ich von South Australia gesehen habe. Das Passieren der Grenze geht mit einer Zeitverschiebung von einer halben Stunde einher. Jetzt rechnet es sich wieder leichter, der Unterschied zu Deutschland ist nicht mehr 9,5 Stunden, sondern 10 Stunden. Die Zugstrecke führt nördlich von Little Dessert National Park vorbei. Der A8-Highway verläuft nicht weit entfernt, erkennbar an den Autos, die mal beim Blick aus dem linken Fenster, mal beim Blick aus dem rechten Fenster zu sehen sind. Bei Horsham verläuft die Zugstrecke nicht mehr parallel zum A8-Highway. Der Zug fährt nördlich der B 240. Aber nur ein Stück. Dann ist die Bahnstrecke wieder etwas nördlich zum A8-Highway. Entlang der Bahnstrecke tauchen immer wieder große zylinderförmige Silos auf. Auch große Hallen und Ställe. Frage mich, was da wohl drin ist. Kurz vor Stawell fällt mir auf der rechten Seite eine graue Bergkettensilhouette auf, die Grampians. Ist ja toll! Zur linken Seite liegt jetzt Wildnis, trockene schmale Bäume. Ich finde, in South Australia sahen die Bäume besser aus, obwohl doch South Australia der tockenste Staat auf dem trockensten Kontinent sein soll. Bei Ararat sind noch einmal schön die Grampians zu sehen. In Ararat hält der Zug kurz, wie er es auch in den Ortschaften Murray Bridge, Bordertown und Nhill getan hat. Es heißt, Amerika, weites Land, aber das trifft auch für Australien zu. Seit Stunden sehe ich beim Blick aus dem Fenster flaches Land und habe eine weite Sicht. Koppeln mit Strohballen, Rundballen. Flächen mit Schafen und Rindern, ein Rind steht bis zum Bauch in einem Tümpel. Ab und an Bäume. Die Streckenführung verläuft von Ararat nach Cressy, keine Straße in Sicht und in google map. Immer noch, beim Blick aus dem Fenster, flaches Land und Strohrundballen. Der letzte Streckenabschnitt führt von Cressy neben der B 140 Richtung Inverleigh, durch Geelong, Avalon, Werribee, Newport und nach Melbourne. Ankunft 19.00 Uhr.

Meine Zugnachbarin ist eine alte Dame. Eine Begegnung, die es lohnt, drüber zu schmunzeln. Wenn man im Zug so nebeneinander sitzt, dann sagt man ja mal was. Sie sprach schon Englisch, einmal sagte sie „I don´t understand“, ein anderes Mal „I don´t understand, Italy“. Ich habe gedacht, sie könnte vielleicht schwerhörig sein oder mein Englisch ist nicht gut genug. „No, I´m not from Italy, I´m from Germany.“ Sie wohne in Adelaide und fährt zu ihrer Tochter nach Melbourne, die am Herzen operiert wurde. Ihre Tochter ist 61 Jahre alt. Später habe ich dann verstanden, dass sie aus Italien stammt und deshalb kein Englisch kann. Ich frage sie, wie lange sie denn schon in Australien lebt. Seit 60 Jahren, in 3 Monaten sind es 60 Jahre. Nein Englisch hat sie nie richtig gelernt, sie wünschte, sie würde eines Morgens aufwachen und könnte Englisch sprechen. Sie wäre mit 30 nach Australien gekommen. Ich staune und meine, dann wäre sie ja 90 Jahre alt. Nein 91 einhalb. Sie ist ganzgenau mit 31 Jahren nach Australien gezogen. Dann sagt sie „….to old.“ Das hört sich an, als ob sie eine Grenze überschritten hat und eigentlich schon tot sein müsste. Ich sage, ich wünschte, ich würde so alt werden. Sie könne stolz sein. „Thank you.“ Sie erzählt mir, sie hat vier Kinder, drei Töchter, ein Sohn, neun Enkel, elf Urenkel. Sie fährt häufig mit der Bahn. Sie bekäme Rabatt, ihr Mann hat bei der Bahn gearbeitet, outside. Ihre Tochter arbeitet bei der Bahn als Sekretärin. Damals ist erst ihr Mann wegen der Arbeit nach Australien gezogen. Sie wäre erst eineinhalb Jahre später mit den vier Kindern nachgezogen. Sie reist mit Rollator, ab und an legt sie ihre Beine auf den Rollator. Am linken Bein trägt sie eine Schiene, der Fuß war gebrochen. Das Handgepäck dieser alten Lady: vier offene Taschen. Das würde mich wahnsinnig machen. Eine alte Handtasche, bei der der Reißverschluss nicht richtig schließt. Diese Tasche hängt über den Griff des Rollators. Eine offene Häkeltasche, Din A4-Format, gegen die Zugaußenwand zu meinen Füßen. Eine blaue Stofftasche, breite Form, mit Werbeaufschrift eines Geschäfts, gegen die Zugaußenwand zu meinen Füßen. In dieser Tasche befanden sich u.a. ihre Sandwichs und Wasser. Eine rote Stofftasche, hohe Form, mit Werbeaufschrift eines Geschäfts, oben im Handgepäckregal unterhalb der Zugdecke. Kurz vor Melbourne bittet sie mich, die rote Tasche herunterzuheben. Sie will aussteigebereit sein sobald der Zug hält. Nach dem Motto, wenn man nicht gleich raus kommt, kommt man gar nicht mehr raus aus dem Zug. Ihr Enkel würde sie abholen. Ich denke noch, ich muss ihr mit ihren vier Taschen beim Aussteigen helfen. Denk ich aber nur, sie hängt alle vier Taschen über die Griffe des Rollators und ist schneller draußen als ich gucken kann! Vorher, rechtzeitig, hat sie mir schon frohe Weihnachten und alles erdenkliche Gute gewünscht. Später auf dem Bahnsteig beobachte ich, der Enkel begrüßt seine Oma. Sie ist überglücklich. Sie schiebt ihren Rollator mit den vier Taschen vor sich her zur Gepäckausgabe. Neben ihr der Enkel. Nachdem ich meinen Koffer habe, habe ich sie aus den Augen verloren. Ihr größeres Gepäckstück wird sie wohl nicht auch noch auf den Rollator gepackt haben.

Von Southern Cross Station fahre ich mit Taxi wieder nach Port Melbourne zu Sheri. Die Privatunterkunft, die ich von meinem letzten Melbourne-Aufenthalt bereits kenne. Sheri öffnet mir mit Santa-Claus-Mütze. Sie feiert mit ihrer Familie in ihrem Haus vorgezogene Weihnachten, da ihr Bruder die nächsten Tage nach Perth umzieht. Diesmal bekomme ich das größere Zimmer, in dem Christopher und Erika wohnten. Die beiden sind inzwischen nach Chicago zurückgereist. Auch soll dies Zimmer kühler sein. Kurzer Einkauf im Supermarkt. Es ist abends noch so herrlich warm. Nichts liegt näher als den Abend mit einem Sonnenuntergangsspaziergang entlang der Strandpromenade in Port Melbourne zu genießen.

Samstag, der 19.12.15. Ich hätte mir eine ganze Liste anzubieten, was ich mir noch angucken könnte in Melbourne: Queen Victoria Market, Immigration Museum, Melbourne Museum, St. Pauls Cathedral, Sealife Aquarium, National Gallery, Spaziergang am Yarra River Innenstadt, durch die Viertel Fitzroy und Carlton bummeln. Aus dem Meisten wird nichts. Erstens komme ich morgens zu spät in Gange. Zweitens brauche ich Zeit, um die myki-Card, die public transport card, aufzuladen und um bei Southern Cross Station herauszufinden, wo morgen mein Bus nach Phillip Island abfährt. Drittens besorge ich mir in der Innenstadt eine neue Minifunkmaus. Die Laptopmaus reagierte am Vorabend nicht mehr. Zwei Kamera-Geschäfte habe ich auch betreten, weil mein Fotoapparat nicht mehr richtig vor der Linse schließt. Zweimal die Antwort. Reparieren wird teuer. Solange der Fotoapparat noch funktioniert, solle ich vorsichtig damit umgehen. Viertens ist es mit 43 °C an diesen Tag eine Qual, mehr als nötig draußen rumzulaufen. Das dichteste ist das Sealife Aquarium. Auf meiner ganzen bisherigen Reise war ich in keinem Aquarium. Das in Kapstadt sollte sehr gut sein, habe ich leider am Ende nicht mehr geschafft. Als ich an einem Sonntagnachmittag in Darwin ins Aquarium wollte, war es schon um 3.00 pm geschlossen. Und auf der Südhalbkugel gibt´s bestimmt interessante Ozeanlebewesen zu bestaunen. In der Tat, die gibt´s. Und einige in Melbourne. Die Aufmachung des Aquariums war mir zwar teilweise zu amerikanisch, es waren viele Familien mit kreischenden Kindern drin, aber es hat sich gelohnt. War wirklich alles da: bunte Korallenfische und Korallen, Seesterne, Seepferdchen, die giftigen Quallen und Oktopus. Haie und Rochen, die in einem Riesenaquarium über einem schwammen. Sogar verschiedene Haie und Rochen. Auch der Hai, der vorne eine Art Säge hat und der große Manta-Rochen. Richtig große Fische und auch richtig hässliche Fische. Pinguine, Kings Penguin und Gentoo Penguin. Schildkröten, Frösche, Eidechsen, Schlangen und ein riesengroßes Salzwasserkrokodil! Das Sealife Aquarium liegt am Yarra River. Zu gerne wäre ich nach dem Besuch des Museums dort entlangspaziert. Von dort gibt es Superblicke auf die nahe Skyline, gute Fotoknipsstandorte und über verschiedene Brücken kann man die Ufer wechseln. Auf beiden Seiten gibt´s eine große und gute Auswahl an Restaurants. Doch als ich gefühlte fünf Minuten draußen stehe, ist es nicht zum Aushalten. 43 °C im Schatten, das ist wie Sauna, wo man gar nicht wieder rauskommt. Ab und an weht Wind. Der fühlt sich an, wie wenn man im Winter beim großen Kaufhaus durch den Eingang geht. Dann ist es aber nur ein Moment und man ist froh, wenn man da durch ist. Diesen heißen Wind, der sich wie ein Fön anfühlt, fühlt man am ganzen Körper. Ich schaffe es grad noch bis zur Tram-Station und die Wartezeit auszuhalten, muss noch einmal die Tram wechseln und fahre zurück nach Port Melbourne. Esse dort Fish and Chips, zum Dessert einen Pfannkuchen mit Joghurt und Mango. Dann will ich nur noch in meine Unterkunft, Sachen zusammenpacken. Nocheinmal superbillig mit Deutschland telefonieren und schlafen. Ist verdammt heiß in dem Zimmer. Das alte Haus in Port Melbourne hat keine Klimaanlage.

Sonntag, 20.12.15. 8.50 Uhr Melbourne Southern Cross Station Abfahrt Bus Richtung Yarram. 9.50 Uhr Umsteigen in Koo Wee Rup in den Bus nach Phillip Island, Cowes. 11.15 Uhr Ankunft im Zentrum Cowes. Fußweg zum Amaroo Park, Church Street, durch die Gluthitze. Mit 11.30 Uhr bin ich beim Check in zu früh. Mein Zimmer wäre noch nicht fertig. Ich könne mein Koffer dort abstellen und in den Ort gehen. Es sind wieder 40 °C, ich mag eigentlich nirgendswo hingehen. Frage, wie lange es dauert bis ich ins Zimmer könne und ob ich hier bleiben kann. Bin ihnen erstmal ziemlich egal. Die Hitzewelle würde jeden treffen und so sei das nun mal in Australien. Mache ihnen klar, dass ich, da wo ich herkomme, keine 40 °C gewohnt bin und jetzt über Mittag beim besten Willen nicht draußen rumlaufen werde. Ich darf mich nebenan in den Aufenthaltsraum setzen und bekomme ein Glas Wasser angeboten. Seltsam, jetzt dauert es gar nicht lange und ich kann in meine Hütte. Ja, ich habe eine kleine Holzhütte. Der Amaroo Park ist ein Park mit vielen kleinen Holzhütten, Cabins hier genannt. Zwischen den Holzhütten sind immer mal wieder Rasenflächen für Caravans. Der ganze Amaroo Park sieht sehr gepflegt aus. Meine Hütte ist super. Fast noch schöner als meine Ferienwohnung in Port Stephens. Die Hütte ist kleiner, aber gemütlicher. Mit Klimaanlage. Alles in einem Raum Küchenzeile, Esstisch, 2 Stühle, Zweisitzer, Sessel und das Bett etwas abgetrennt. Kleines Bad und eine Veranda mit Tisch und zwei Stühlen vorm Eingang. Von den Farbtönen her ist die Hütte von außen naturholzfarben, ebenso die Decke. Innenwände, Jalousien und das Holz der Veranda sind im angenehmen gelb und taubenblau. Ein Supermarkt ist gleich um die Ecke. Einkauf und Kleinigkeit gegessen. Am Spätnachmittag zieht Wind auf und es kühlt ab. Ich will grad losgehen, den Ort und die Umgebung erkunden, was sehe ich, dicke Regenwolken und dann fängt es auch schon an zu regnen. Der Regen hält den ganzen Abend an. Stört mich wenig, habe ja eine gemütliche Hütte!

Nach dem ganzen Regen ist Montag, der 21.12.15 mit angenehmen Temperaturen gesegnet. Zunächst Ort und Umgebung zur westlichen Seite erkundet. Wenn ich vorher Leuten erzählt habe, dass ich nach Phillip Island fahre, haben die immer gesagt „ … oh, willst du die Pinguine sehen“. Ich frage an der Rezeption, wo denn hier die Pinguine sind. Die seien auf der anderen Seite der Insel. Es gäbe Touren dorthin. Ob ich interessiert sei? Ja. Sie ruft eine Frau an, die diese Tour macht. Ich könnte heute Abend an einer Tour teilnehmen. Ja, will ich. 18.30 Uhr soll ich abgeholt werden. Bis dahin Nachmittagsschläfchen gehalten und noch einmal in den Ort zur anderen Seite gegangen u.a. in die Tourist Information. Komme an einen Pizzabäcker vorbei. Kurze Überlegung, koche ich mir noch was oder esse ich Pizza? Entscheide mich heute für Pizza, da es schnell geht. Ehrlich, in Deutschland sind die Pizzen besser!
18.30 Uhr holt mich Tourguide Kirsty mit Minibus ab. Außer mir nimmt eine dreiköpfige Familie aus Singapur an dieser Tour teil. Die Tour ist super! Da die Pinguine erst abends im Schummrigen aus dem Ozean kommen, gibt’s zunächst eine kleine Tour über einen Teil der Insel. Sie fährt auf die Südseite und steuert verschiedene Lookouts entlang der Küste an. Fotoknips. Dann geht’s auf die südwestliche Halbinsel der Insel, ein Naturreservat! Landschaftlich und von der Vegetation wunderschön! Wir wandern einen Boardwalk, so wird in Australien ein Brettersteg durch die Landschaft genannt, entlang. Wunderschönes Licht bei der untergehenden Sonne! Das Grün und das Rot der Pflanzen erstrahlen in einem besonders schönen Glanz. Lings und rechts, Pinguinnester in der Erde. Auch von Menschenhand gebaute Holzkisten werden als Behausung von den Pinguinen angenommen. Ab und an kann man die Pinguinkinder in den Nestern erkennen. Bei dieser Pinguinart handelt es sich um „Little Penguin“. Eine sehr kleine Pinguinart, die nur an der Südküste Australiens, in Tasmanien und Neuseeland anzutreffen ist. Während unseres Boardwalks beobachten wir auch Seelöwen auf den Rocks im Meer. An diesen Abend und auf dieser Seite der Insel ist es richtig frisch, windig und kalt. Kristy sagt, überall, wo es Pinguine und Seelöwen gibt, ist es kalt. Ich bin heilfroh, dass ich Leggings, lange Hose, Pulli, warme Fliesjacke, Jacke und Mütze anhabe! Das sind hier Temperatursprünge, kein Wunder, dass ich manchmal fix und fertig bin. Das nächste Highlight dieser Tour: Die Fahrt durch das Reservat zur sog. Pinguin Parade. Im Licht der untergehenden Sonne, mit Blick auf den Ozean und dieser schönen Naturlandschaft hüpfen neben uns unzählige Wallabies, verschiedene Arten kleiner Känguruhs, vorbei. Kristy hält immer wieder an, damit wir Fotos machen können. Zum Schluss ist hinter uns der Rancher. Abends wird der Weg geschlossen, weil die Pinguine zu ihren Nestern watscheln. Gegen 21.00 Uhr kommen wir bei der sog. Penguin Parade an. Ein Massenspektakel. Unzählige Busse auf dem Parkplatz, eine Art Freilichtbühne zum Strand. Heute Abend sollen hier 3500 Menschen sein. Viele Busse kommen nur für einen Abend aus Melbourne angereist. Es kostet 18 A$ Eintritt. Gibt sogar noch teurere Premiumplätze. Man kann sich jetzt hinsetzen oder auf den Bretterstegen entlanggehen. Bei der Kälte mag ich nicht sitzen. Stehe und laufe lieber umher. Und dann kann man beobachten: Mit den Wellen gegen den Strand stehen da plötzlich eine Handvoll Pinguine. Sie warten. Mit den nächsten Wellen kommen wieder ein paar Pinguine. In der Gruppe watscheln sie los. Die Hänge hinauf. Im Laufe der Jahre haben die Pinguine verschiedene Trampelpfade durch das Pflanzengestrüpp die Hänge hinauf freigewatschelt. Ihre Watschelpfade verlaufen zwischen den Zuschauerreihen und unter den Boardwalken hindurch. Sie stören sich nicht an den Tausenden von Menschen. Sie wissen, ihnen passiert nichts. Rancher passen auf. Fotografieren ist verboten. Viele versuchen es trotzdem mit dem Handy. Das ärgert mich. Jeden den ich fotografieren sehe, sage ich „That´s not allowed.“ Dann ist ihnen das unangenehm und sie lassen es sein. Die Pinguine watscheln nah an einem vorbei. Sie watscheln zu ihren Nestern zu ihren Jungen. Um die Jungen zu füttern oder den Partner von der Brut abzuwechseln. Durchgefroren und Sattgesehen verlassen wir 22.15 Uhr die Pinguinparade.
Kirsty bietet weitere Touren auf der Insel an. Zu den Themen Nature, Artists, Food and Wine. Bin an einer Tour grundsätzlich interessiert. Kostet natürlich nochmal Geld. Sie scheint nicht viele Gäste zu haben. Sie würde mir auch individuell eine Tour zusammenstellen. Ich sage, dass ich in Australien bisher nicht so gutes Essen kennengelernt habe. Food and Wine würde mich daher ja mal interessieren, aber nicht den ganzen Tag lang, sondern zusammen mit Nature. Ich könne mir das überlegen, sie gibt mir einen Prospekt von der Insel, dann könnt ich auch auswählen, wo ich hinmöchte. Wir verabreden locker als Termin den 23.12.15 und ich solle sie am nächsten Tag nochmal anrufen.

Dienstag, 22.12.15. Es soll ein Fahrradverleih im Ort geben, und es soll auch Elektroräder geben. Vielleicht gar nicht schlecht, um über die Insel zu fahren. Habe die zwei Läden gefunden. Will mich vorerst nur erkundigen, denn heute ist mir nicht nach Radfahren. Normales Fahrrad kostet 60 A$ pro Tag. Elektrofahrrad kostet auch 60 A$ am Tag, zwei Tage 100 A$. Das ist doch sehr teuer. Ich genieße an diesen Tag den Strand mit Schwimmen. Das geht hier auch sehr gut. Das Wasser ist nicht zu kalt, keine hohen Wellen, keine Krokodile, keine giftigen Quallen und es sollen keine Haie in Strandnähe sein. Dann habe ich mich entschieden, ich rufe Kristy an, ich würde gern morgen mit ihr eine Tour über die Insel machen. Sie soll eine Mischung aus Nature, Food and Wine zusammenstellen. Eventuell auch mit einer kleinen Wanderung. Kostet zwar das Doppelte als das Elektrorad pro Tag, aber dann habe ich Essen, Getränke, Eintritte, Tourguide und Gesellschaft mit drin. Essenstechnisch probiere ich an diesen Abend ein thailändisches Restaurant aus. Es ist da zweite Mal in meinem Leben, dass ich bei einem Thailänder esse. Das erste Mal war während der Gruppenreise in Port Macquarie mit einigen aus der Gruppe. Da hatte es mir nicht so gut geschmeckt, hatte das Falsche ausgewählt. Jetzt sitze ich wieder vor der Speisekarte und weiß nicht, was sich hinter den angebotenen Gerichten verbirgt. Dank Google-Übersetzer kann ich mir-nicht-schmeckende Gerichte vermeiden und finde etwas, das sich gut anhört. In der Tat, es hat mir sehr gemundet, hier könnte ich an einen anderen Tag nochmal hergehen.

Ich habe noch nicht erwähnt, ich bin inzwischen auf Phillip Island im Ort Cowes umgezogen. Im Amaroo Park konnte ich nur bis zum 25.12.15 bleiben. Seit gestern, den 25.12.15,  bin ich in einem modernen Apartment in der Esplanade. Richtig, Esplanade klingt nicht nur vielversprechend. Das Apartment ist mit Blick auf den Ozean! Heute haben wir den zweiten Weihnachtstag. Und es regnet! Gut zum Weiterschreiben. ….

Weiter geht´s mit Mittwoch, den 23.12.15. Bei einer angenehmen Uhrzeit von 11.00 Uhr holt Kirsty mich am Amaroo Park mit Minibus ab. Ich bin die einzige Teilnehmerin. Liegt in der Natur der Gegebenheit, dass ich freie Platzwahl habe. Als erstes steuert Kirsty den Markt auf Churchill Island, eine kleine Halbinsel der Insel im Osten, an. Eine Art Bauernmarkt, wo lokale Produzenten aus Viktoria ihre selbsthergestellten Produkte anbieten: Delikatessen, u.a. Käse, Marmelade, Soßen, usw. und auch Kunsthandwerk. Anschließend fahren wir über die Brücke aufs Festland, wo im Hafen von San Remo täglich um 12.00 Uhr eine Pelikan-Fütterung zu beobachten ist. Ich frage Kirsty, ob das denn nötig tut, die Pelikane zuzufüttern, ob die Vögel nicht genug in der Natur zu Fressen finden. Es handelt sich dabei um Fischabfälle der Fischer und sei lediglich ein Bonbon für die Pelikane. Die Pelikane wissen, dass es täglich was Leckeres gibt und sie kommen. Ganz schön viele! Hätte nicht gedacht, dass mich so ein Touristen-Spektakel in den Bann zieht. Aber es war wirklich sehr schön, dies zu beobachten! Danach fährt Kirsty gute Aussichtspunkte in der Nähe von San Remo an mit Blick auf die Insel und auf die Nachbarinsel French Island. Schön anzusehen, das felsige Südostende von Phillip Island. Dann zurück auf Phillip Island, zum Cape Woolamai Surf Beach, Lookout. Wieder Blick auf das felsige Südostende der Insel und auf den Pyramid Rock, die südliche Mitte von Phillip Island. Das geplante Mittagessen in Woolamai wird nichts. Restaurant ist zu. Wir fahren wieder über die Brücke nach San Remo. Gutes Lokal, Fish and Chips mit Glas Wein. Und zurück auf die Insel. Immer wieder schön, die Fahrt über die Brücke! Nächste Station Phillip Island Wildlife Park mit australischer Fauna: Koalas, Känguruhs, Wallabies, Wombats, Emus, Dingos, Schlangen, Echidna, Eidechsen, Vögel, Adler, Eulen, Pelikane, Flying Fox, Schildkröten, Tasmanischer Teufel und andere Tiere! Zu guter Letzt geht´s zum Weingut „Purple Hen Winery“ an der mittleren Ostküste der Insel zur Weinprobe. Rückfahrt durch das norddöstliche Wetland der Insel nach Cowes. Es war ein toller Tag. Sightseeing mit privaten Guide und irgendwie auch English-Conversation-Day! Exceptional Phillip Island Area Tours mit Kirsty kann ich nur weiterempfehlen! Erst seit einem Jahr macht sie ihr eigenes Business. Eigentlich stammt Kirsty von Neuseeland, nach ihrer Schulzeit ist sie fünf Jahre um die Welt gereist. Geschieden, Kinder groß. Der Liebe wegen ist sie nun in Australien nachdem sie ein Jahr Fernbeziehung Australien – Neuseeland gemeistert hat.

Um die Woche fertigzubeschreiben, nur ganz kurz, …
am Heiligabend tagsüber Reiseblog geschrieben, selbst gekocht, am Abend Strandspaziergang, wunderschön, der Mond über French Island, fast Vollmond, Sonnenuntergang.
Am ersten Weihnachtstag Umzug in den Apartmentblock „The Waves“, Reiseblog geschrieben, selbst gekocht, Strandspaziergang, Vollmond über French Island.
Heute am zweiten Weihnachtstag, habe ich nach dem Regen und Reiseblogschreiben einen ausgiebigen Strandspaziergang gemacht und bin noch einmal in dem thailändischen Restaurant Essen gegangen.

Es folgen drei Reisetage, der 27., der 28. und der 29.12.15. Drei Abschnitte auf dem Weg von Phillip Island über Melbourne und Canberra nach Sydney.
Zunächst Sonntag der 27.12.15. In eins bin ich besser geworden als früher. Ich bin rechtzeitig mit dem Packen fertig. Andererseits, was habe ich viel zu packen? Einen Koffer und einen Rucksack. 11.35 Uhr soll mein Bus abfahren. Kurz nach 11.00 Uhr mache ich mich zu Fuß auf den Weg zur Bushaltestelle. Schöne Busfahrt. Gleicher Weg zurück. Über die Brücke nach San Remo. M420 durch trockene Landschaft. Dort wo die Straße näher an der Küste verläuft, ist das Meer zu sehen. In Koo Wee Rup ist wieder Umsteigestation. Vor einer Woche auf dem Hinweg nach Phillip Island und heute beim Einsteigen in Cowes, habe ich noch gedacht, wie übertrieben es von mir war, wegen der Feiertage einige Tage im Voraus die Fahrkarten für einen Linienbus gekauft zu haben. Die meisten bezahlen beim Fahrer. Beim Umsteigen in Koo Wee Rup bekomme ich aber nun doch die Bestätigung, ich habe nicht so falsch gedacht. Der Bus nach Melbourne kommt. Der Bus ist fast voll. Nur noch vier Plätze frei. Bloß nützt mir meine Voraussicht nichts. Es werden Behinderte und Alte mitgenommen. (Das ist ja auch in Ordnung.) Alle anderen müssen eine halbe Stunde auf einen zusätzlich eingesetzten Bus warten. Dadurch werde ich etwas verspätet in Melbourne ankommen. Habe mich zu 14.30 Uhr bei Joanne (Unterkunft über Airbnb) angekündigt.

26.12.15 schrieb ich an Joanne: Merry Chrismas Jo. On Sunday I arrive with the bus at 2 pm at southern cross station. Then I will take the tram to North Port Station. How long is the way from the station to your house? My suitcase has wheels. Or is it to far by foot? Should I better take a taxi?
Antwort von Joanne: Merry Chhrismas to you too! It is approximately a 3 min walk from the tram stop. It may take a touch longer if you´re wheeling the suitcase but definitely quite easy. I will expect to see you around 2.30 tomorrow afternoon. Have a safe trip and see you soon! Jo
Als ich gerade überlege, Jo per Email oder SMS meine Verspätung mitzuteilen, bekomme ich schon eine SMS. Sie selbst steckt irgendwo fest und wird es wohl nicht ganz schaffen um 2.30 pm zu Hause zu sein. Da kommt ihr meine Verspätung gerade recht. Perfect! Und ich solle ihr texten, sobald ich in der Tram sei. Während meiner Australienreise komme ich heute zum dritten Mal in Melbourne an. Es ist immer wieder aufregend, in eine Millionenstadt einzufahren. Von weitem sehe ich schon die Skyline. Ankunft Southern Cross Station. Glücklicherweise habe ich noch eine myki-card für die Tram. Bei meinem letzten Melbournebesuch hat Sheri mir die Karte überlassen. Es sei die von Christopher und Erika gewesen. Ich lade ein kleines Guthaben drauf, um heute damit fahren zu können und um morgen wieder zur Weiterreise nach Southern Cross zu kommen. Jo wohnt in Port Melbourne. Ich kenne die Gegend schon von meinen beiden vorherigen Aufenthalten in Melbourne. North Port Station ist eine Station vor Graham Street, die Station, wo ich ausstieg als ich bei Sheri wohnte. Sheri wollte bei Weihnachten keine Gäste haben und sowieso ungern für nur eine Nacht. Ich rolle mit meinen Koffer von North Port Station zur Princes Street. Dies Viertel ist eines der älteren Viertel Melbournes, kleine süße Häuser säumen die Straßen. Bethany sagte mir, diese Art Häuser Australiens wurden früher Gentleman Bungalow genannt und stehen unter Denkmalschutz. Jo hat eine Wohnung in einem neueren Apartmentblock. Ich habe ein nettes kleines Zimmer, Jo zeigt mir alles, Küche, Bad, Wohnzimmer und Balkon. Von ihrem Balkon hat man einen herrlichen Blick auf die Skyline der City. Witzig, zufällig stellt sich heraus, dass Jo einen Tag vor mir Geburtstag hat.
Dies ist mein letzter Tag in Melbourne. Also mache ich mich auf per Tram ein letztes Mal in diese Stadt. Inzwischen ist schon Spätnachmittag. Viel ist nicht mehr zu bereißen. Und ich bin hungrig. Bei meinem letzten Besuch fand ich es schade, nicht mehr am Yarra River entlangspaziert zu sein. Dort sind viele Restaurants. Also warum heute nicht? Ich steige bei Batman Park auf der Nordseite des Yarra Rivers aus. Spaziere am Ufer entlang, komme wieder am Sealife Aquarium vorbei, es sieht hier doch nicht so gut mit Restaurants aus. Komme auf Höhe Immigration Museum an. Das hätte mich ja auch noch interessiert. Aber bei einer Uhrzeit von 16.30 Uhr und einer Museumsschließzeit von 17.00 Uhr, wird es auf dieser Reise nichts mehr damit. Ich überquere an der Stelle die Brücke, vielleicht findet sich eine gute Essensgelegenheit auf der anderen Uferseite. Die meisten Restaurants sind an diesen Ufer in Richtung zurück. Eine sehr schöne breite Uferpromenade, viele Menschen und zur linken Seite liegt der riesige Crown Complex. Mit zweitgrößten Casino der Welt, Entertainment und vielen schicken Restaurants. Ich werfe Blicke auf die Speisekarten und Preise. Diese Gegend ist zu teuer zum Essen. Ich überlege mir, besser mit der Tram in das Italienische Viertel Lygon Street zu fahren. Nächster Tramstop ist Crown Casino. Nach meiner Map müsste die Tram 96 Richtung Brunswick passend sein. Gedacht, getan. Steige auf Höhe Melbourne Museum aus. Auf der Karte sieht es immer so klein und dicht aus. Tatsächlich muss ich noch ein Stückchen quer laufen bis ich in der Lygon Street ankomme. Diese Straße ist wirklich ein guter Essenstipp! Viele Restaurants, Cafés und Eisdielen. Es ist ganz schwierig, in Australien Kartoffeln als Beilage zu finden. Es gibt immer nur Pommes Frites. Finde glücklicherweise ein Restaurant, wo ich anstelle von fish and chips, Fisch mit Reis bekomme. Danach habe ich noch Appetit auf Nachtisch. Dazu kann ich das Brunetti empfehlen. Mit einer Riesentortenauswahl, das habe ich im Leben noch nie gesehen. Leider ist es dort mit dem Service nicht so schön. Selbstbedienung. Nachdem ich die Torten bewundert, fotografiert und mich für ein Stück entschieden habe, stehe ich schon eine Weile an als ich bemerke, so kann ich lange warten. Man muss wie auf dem Finanzamt eine Nummer ziehen, wird dann aufgerufen und darf seine Bestellung aufgeben. Den Kaffee dazu muss man an einem zweiten Tresen abholen. Preise als hätte man ein großzügiges Trinkgeld gegeben. Das Lokal hat aber Flair. Gut gestärkt laufe ich die Lygon Street runter bis zum Innenstadtquarree. Es folgen noch unglaublich viele Restaurants, im späteren Verlauf sind es mehr asiatische. Es ist ein schöner Abend, nicht zu heiß, ich bummele die Russel Street durch die City und zum Federation Square. Ein moderner großer Platz, gegenüber dem zweiten großen Bahnhof der City „Flinders Street“. Eine schöne Stimmung bei der untergehenden Sonne. Das Licht fällt auf die Frontseite der gegenüberliegenden sandsteinenden St. Paul´s Cathedral und die nebenstehenden Gebäude. Viele Menschen, ein großer Tannenbaum mit Koala-Weihnachtsschmuck und Musik. Dann nehme ich den Weg ab Federation Square entlang des Nordufers des Yarra Rivers, hier sind viele Bars, über eine Fußgängerbrücke zur Südseite des Yarra Rivers Richtung Crown-Casino-Tram-Stop. Jetzt am Abend sind auf der Südpromenade asiatische Gaukler unterwegs und versuchen die Menge mit Kung-Fu-Kunststücken zu beeindrucken. Es ist inzwischen schon dunkel geworden. Ich bin an der Tramstation angekommen. Meine Tram kommt erst in 15 Minuten. Von dieser Station hat man einen tollen Blick auf die Lichter von Melbourne. Einmalige Szenerie. Keine Spur von lästiger Wartezeit. Dieser Moment ist toll. Plötzlich kommen aus irgendwelchen Säulen entlang der Südpromenade Feuerschwaden. Ein schöner Abschluss für Melbourne!
In Port Melbourne angekommen, muss ich noch einen Abstecher in die Bay Street machen, um im Coles-Supermarkt, der bis 24.00 Uhr geöffnet hat, mir noch etwas für das morgige Frühstück zu kaufen. Airbnb heißt nicht Bed and Breakfast, was viele meinen. Als ich bei meiner Unterkunft ankomme, kommt auch grad Jo nach Hause. Wir verabschieden uns schon an diesen Abend. Sie muss morgen sehr früh aufstehen, da sie ab 6.00 Uhr bei einer Fluggesellschaft am Check-in-Schalter arbeitet.

Montag, der 28.12.15. Heute geht´s von Melbourne nach Canberra. Gegen 7.00 Uhr verlasse ich das Haus. Mit der Tram zu Southern Cross Station. 8.00 Uhr fährt der Greyhoundbus ab. (Man soll stets 20 Minuten vorher da sein.) Habe wieder vorne meinen Platz gekriegt. Der Bus fährt zunächst auf dem Highway M31. Die Landschaft ist zu dreiviertel der Gesamtstrecke flach. Lediglich zur rechten Seite aus dem Fenster kann man in der Ferne die Berge der nordöstlich von Melbourne liegenden National Parks als graue Silhouetten ausmachen. Die Landschaft ist trocken, aber nicht ganz so trocken wie in South Australia und im Süden von Victoria. Dennoch, die Wiesen sind nicht grün, sondern ockergelb bis ockerbraun mit vereinzelten Bäumen und Wasserlöchern. Die Rinder auf den Wiesen sind schwarz. Rinder und Schafe stehen im Schatten der Bäume. Neben dem Highway verläuft die Bahntrasse. Ich fühle mich die ersten zwei bis drei Stunden unglaublich schläfrig, trotzdem kriege ich die Landschaft mit. Wir fahren vier Stunden durch. Kurz hinter Albury, dort verläuft die Grenze zwischen Victoria und New South Wales, gibt´s eine halbstündige Mittagspause an einer Raststätte. Das Essen dort, nicht gut. Gegen meine Schläfrigkeit trinke ich einen echten Kaffee. Heute hätte bei mir der Placebo-Effekt eines entkoffeinierten Kaffees nicht gewirkt. Ab Albury geht´s weiter auf dem Highway A41. Wir passieren den Ort Culcairn. Ein Ort wie im Wilden Westen. Beim Reisen durch Australien habe ich viele in dieser Art gesehen. Die Häuserfront Westernkulisse. Entlang der Häuserfront Bretterstege mit Holzsäulen und Holzüberdachung. Kurz vor Wagga Wagga macht der Busfahrer mich auf einen Felsen auf der linken Seite aufmerksam. Der Felsen, der Ort und die Gegend heißen „The Rock“. In google map sehe ich, dass es hier auch ein „The Rock Nature Reserve“ gibt. Wir passieren Wagga Wagga. Was ich wahrnehme, ist ein hässlicher Durchfahrtsort. Solche Orte habe ich auch viele in Australien gesehen: langezogen, kaum Bürgersteige. Wenn überhaupt Bürgersteige, dann graue Betonplatten im Maße 1 m x 1,5 m. Keine Pflastersteine wie bei uns. Ganz zu schweigen von schön anzusehenden nachgemachten Antikpflastersteinen. Nein, hier gibt´s einfach Betonplatten. Erfüllt auch seinen Zweck. Viele Gebäude quaderförmig, quadratisch, praktisch. Ausnahme: die Bahnhöfe von Albury und Wagga Wagga. Dies sind ältere Gebäude mit Verschnörkelungen. An den Bahnhöfen haben wir gehalten. Es sind Fahrgäste aus- und zugestiegen. Ab Wagga Wagga verlässt der Bus die A41 und wir fahren auf der A20 Richtung Osten. Die A20 mündet in den Highway M31, den wir Richtung Norden fahren. Ab Wagga Wagga wurde die Landschaft schöner. Plötzlich ab dieser „Highwaymündung“ ist es hügelig. Eine schöne Landschaft mit weichen Hügeln. Immer wieder Wasserlöcher. Die Farbe der Landschaft bekommt einen Stich ins Grüne. Es ist weniger ockergelb mit einem leichten hellen olivgrün im Grasteppich. Dies könnte mit den unweit südlich liegenden National Parks zusammenhängen. Schöne Busfahrt. Wir passieren die Orte Gundagai, Jugiong, Bookham und fahren den M31-Highway bis Yass. Hier sieht´s wieder mehr ockergelb aus. Leichte Hügel. Ab Yass die A25 bis Canberra. Ankunft in Canberra 17.00 Uhr Jolimont Centre.
In Canberra habe ich mir bewusst eine zentrale Unterkunft nicht weit vom Jolimont Centre über Airbnb besorgt, damit ich Wege und Essen zu Fuß erledigen kann. Ziehe meinen Koffer bis in den London Circuit, dem äußeren Kreisel um den City Hill. Wohne diesmal bei Dawn. Das Gästezimmer hat einen eigenen Eingang von der Straße. Wieder ein sehr schönes Zimmer mit eigenen Bad. Dawn erklärt mir, wo ich in der nächsten Umgebung Restaurants finde. Vieles sei heute aber geschlossen. Da der zweite Weihnachtstag, hier Boxing Day genannt, auf einen Samstag fiel und ein Samstag sowieso ein freier Tag ist, wurde der heutige Montag zu einem Public Holiday erklärt. Gute Regelung! Ihre Beschreibung zur Restaurantsfindung hörte sich so einfach an. Es klang, gleich hinterm Block und dann linke Straße seien teurere und zur rechten Straße seien die asiatischen. Ich weiß nicht, welche Straßen sie meinte. Suche. Hier in Canberra ist alles so weitläufig, man läuft mehr Abstände ab als dass man irgendwas sieht. Im Melbourne Building, das weiß ich vom letzten Mal, sind Restaurants. Entschließe mich, dort wieder hinzugehen. In der Tat, die meisten sind geschlossen. Ein malaysisches Restaurant ist geöffnet. Ich habe noch nie in meinem Leben malaysisch gegessen. Einmal ist immer das erste Mal. Die Bedienung ist sehr freundlich und versucht mir die Gerichte zu erklären. Letztendlich habe ich dort gut gegessen.

Dienstag, der 29.12.15. Mein Greyhoundbus von Canberra nach Sydney fährt erst am Nachmittag um 14.30 Uhr. Hätte also noch Zeit, mir etwas in Canberra anzugucken. Ich habe allerdings keine Lust, in Canberra mehr Abstände als dass ich irgendwas sehe, abzulaufen. Gestern Abend hat mir Dawn auch angeboten, den Spa-Bereich des Gebäudekomplexes zu nutzen. Der Swimming-Pool ist ungefähr 20 m lang. Ich nutze die Gelegenheit und schwimme. Gegen 13.30 Uhr ziehe ich mit Koffer Richtung Jolimont Center. 14.30 Uhr Abfahrt Greyhoundbus. Ich habe einen Platz vorne hinterm Fahrer bekommen. Die Busstrecke führt über den M23-Highway, dem Federal Highway, bis kurz vor Goulburn. Die Landschaft, trocken, ockergelb, Büsche und Bäume. Kurz vor Goulburn geht´s auf dem M31-Highway weiter Richtung Sydney. Kurz hinter Marulan, gegen 16.00 Uhr ändert sich das Landschaftsbild. Wald. Die Straße scheint durch Felsen geschlagen zu sein. Oft gehen hohe Felsvorsprünge von der Straße bis in die Höhe. Die Bäume wachsen auf dem Felsuntergrund. Tiefe Schluchten, Brücken und immer Wald. Kurz vor Campbelltown sind mehr Wiesen, grüne Wiesen, grünes Gras! Ich habe lange kein grünes Gras gesehen. Ich verstehe nicht, warum die Air Condition im Bus immer so kalt eingestellt ist. Mir ist kalt im Bus und draußen ist es warm. Wir erreichen Sydney. Irre, von Kingsgrove bis zum Airport geht die Fahrt durch einen Tunnel! Es ist schon ein komisches Bild, in Flughafennähe die modernen Bauten und Apartments und davor die alten Holzelektrizitätspfähle mit den Elektrokabeln. Zu jedem Haus geht ein Kabel. Das haben wir selbst auf dem Dorf seit Jahrzehnten nicht mehr. Über Elizabeth Street fährt der Bus in die Eddy Avenue, dem Bus Stopp. Ankunft 18.00 Uhr. Ich ziehe zu Fuß mit meinem Koffer bis zur Ecke Liverpool Street / Wentworth Avenue, Nähe Hyde Park, zum Hotel. Das war schon ein gutes Ende. Bekomme Zimmer 815 im 8. Stock. In diesem Zimmer muss ich es mir nun für die nächsten 14 Tage gemütlich machen! Ich ziehe nochmal los, auf der Suche nach was Essbaren.

 

Ein Gedanke zu „Von Adelaide nach Sydney“

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